Samstag, 1. Oktober 2016

"Schwarmdumm" von Gunter Dueck

Dieses Buch könnte von mir sein, haha. Es geht um schädlichen Unsinn in Menschengruppen und Organisationen, speziell in Firmen. Firmen tun als Ganzes Dinge, die dümmer sind als das, was jeder Einzelne tun würde. Da gibt es oft keine Synergieeffekte, Ergänzen von Begabungen und Wissen, sondern kollektive Dummheit schaukelt sich noch gegenseitig hoch.

Was ich mir herausgeschrieben habe aus diesem leider allzu wahren Buch:
  • Auslastungswahn: 100% Auslastung sind ein unrealistisches Ziel. Wird vom Management aber trotzdem immer wieder herausgegeben. Ich habe selbst schon die Schmerzen erlebt, die so etwas verursacht. In jedem Zeitmanagementbuch steht, dass wir nur 80% unserer Arbeitszeit produktiv sind. Meine eigenen Aufschriebe belegen das auch. (Momentan bin ich auch nicht produktiv... Niemand hat diesen Artikel bestellt, keiner bezahlt ihn.) Trotzdem muss man auch mal Pausen haben, spontane Ideen verfolgen, sich fortbilden, absichtslos kommunizieren. Praktisch führt die Vorgabe, zu 100% auf Projekten arbeiten zu müssen dazu, dass man unbezahlte Überstunden macht, um die unproduktiven Zeiten reinzuarbeiten, unproduktive Arbeit nicht oder schlampig erledigt wird und außerdem die Zeiterfassung gefälscht wird. Alles ganz logische Überlebensstrategien, die sich aus unrealistischen Vorgaben ergeben. Schön finde ich, dass Gunther Dueck die Unsinnigkeit dieser 100%-Regel auch mathematisch anhand der Warteschlangenrechnung belegt. Laut ihm liegt die Grenze bei 85% Auslastung. Alles darüber führt zu Chaos.
  • Alienation: Das Dringende entfremdet uns vom Nichtdringenden. Innovation und Nachhaltiges (z.B. Fortbildung) gelten als Freizeitbeschäftigungen. Ich rate in meinen Zeitmanagementkursen dazu, auch im größten Stress ein bis zwei Stunden täglich Nichtdringendes zu erledigen. Dafür gibt es viele gute Gründe, was ich hier aber nicht vertiefen will.
  • Life Alienation: Die Arbeit ist eifersüchtig auf das Privatleben. Wir entfremden uns also auch noch von unserem "richtigen" Leben außerhalb der Arbeit. Ganz automatisch ist das die Folge von Überlast.
  • Alienation unter den Kollegen / Der Schwarm unter Stress ist neidisch: Da alle unter Druck stehen und leiden, traut sich keiner mehr, offen glücklich zu sein. Das würde den anderen ein schlechtes Gefühl geben. O-Ton: "Alle sollen schrubben und Dreck fressen." Falls man trotz allem Freude an der Arbeit empfindet, verbirgt man diese besser. Und damit unterdrückt man leider auch die Schwarmintelligenz, die ja gerade dadurch zustande kommt, dass Menschen mit Hingabe an einem gemeinsamen Projekt auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
  • Wir sind selbst Ausbeuter: Solange wir selbst immer am billigsten kaufen, dürfen wir uns nicht beklagen, dass andere uns im Preis drücken. Dueck stellt zu Recht das kapitalistische Credo in Frage, dass wenn jeder an sich denkt, dann maximiert sich der Nutzen für alle. Der Nutzen für alle maximiert sich nur dann, wenn wir auch alle an den Nutzen für alle denken, also "wir" statt "ich". Oder wie ich immer sage: Wir erreichen genau die Ziele, die wir angestrebt haben. Wir treffen nämlich alle unsere Entscheidungen passend zu unseren Zielen. Wenn aber niemand das Gemeinwohl als wichtigstes Entscheidungskriteriium anwendet, wie sollte dann das Gemeinwohl maximiert werden?

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