Dienstag, 29. April 2014

Fachkräftemangel in der Informatik

Die Software-Branche jammert mal wieder über Fachkräftemangel. Das ist doch nach wie vor Unsinn. Es gibt jede Menge kompetente, arbeitswillige Fachkräfte in Deutschland. Es ist nur so, dass die Firmen zu hohe (?) Ansprüche stellen. Jeder über 35 Jahre ist keine Fachkraft mehr. Frauen unter 35 Jahren sind potenzielle Mütter und daher keine Fachkraft. Jemand, der bei Einstellung nicht schon jahrelang den Job gemacht hat, für den er eingestellt wird, ist keine Fachkraft. Jemand, der bei Einstellung nicht schon jahrelange Erfahrung mit der Technologie hat, mit der er arbeiten soll, ist keine Fachkraft.

Die jungen Leute von der Uni sind deshalb Fachkräfte, weil sie die letzten Jahre Vollzeit damit verbracht haben, sich weiterzubilden und Erfahrungen zu sammeln. Wer berufstätig ist, der sammelt "nur noch" sehr intensive Erfahrungen auf einem begrenzten fachlichen und technischen Gebiet. Das bedeutet doch aber nicht, dass er nicht durch entsprechende Schulungen und neue Erfahrungen zur Fachkraft auf neuen Themen werden kann. Die Firmen wollen aber nicht in Schulung und Einarbeitung investieren, sondern schon fertige Fachkräfte einstellen, die von der Hochschule oder von anderen Firmen geschult wurden.

Ich glaube, diese Nichtinvestition in die Einarbeitung und Fortbildung ihrer Mitarbeiter, ist ein Symptom für ein ganz anderes Problem. Die Mitarbeiter werden als grundsätzlich untreu und illoyal angesehen. Dabei schließt die Firma von sich auf die Mitarbeiter. Man befürchtet, wenn man die Leute zu gut schult, dann gehen sie für einen höheren Gehalt zur Konkurrenz. Und wer will schon die Topkräfte der Konkurrenz schulen? Lieber die Mitarbeiter klein und dumm halten, damit sie nur genau die drei Handgriffe beherrschen, die täglich von ihnen verlangt werden. Ändern sich die Anforderungen an den Mitarbeiter, dann sucht man auf dem Markt nach einer neuen, passenderen Fachkraft, statt die vorhandenen weiterzuentwickeln. Die Mitarbeiter auf der anderen Seite des Zaunes sind anscheinend immer fachkräftiger.

Ich weiß: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und einige Einzelfälle sind kein Beweis. Aber ich kenne einige Informatiker/innen über 35, die weit unter ihrer Qualifikation arbeiten oder auch überhaupt nicht mehr. Und das nicht freiwillig. Diese wären froh, man würde sie als "Fachkraft" bezeichnen und einstellen.

Andrea Herrmann

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