Kurzbiographie: eine schwierige Kunst!
Seitdem ich mich selbständig gemacht habe, feile ich an meiner Kurzbiographie. Allmählich erscheint es mir vollständig unmöglich, meinen Lebenslauf in drei Sätzen verständlich zusammenzufassen. Eventuell ist er auch in Langfassung nicht verständlich? Alles was über die Klischées hinausragt, verursacht Verwirrung. Beispielsweise darf es anscheinend nur "reine Theoretiker" und "reine Praktiker" geben. Wobei es aber in Ordnung zu sein scheint, wenn ein Praktiker seine Erfahrung in einer Vorlesung weitergibt oder wenn ein Praktiker einen Doktortitel hat. Aber "7 Jahre IT-Firmen und 10 Jahre Forschung und Lehre" geht gar nicht. Das ist kein richtiger Lebenslauf.
Was ich auf gar keinen Fall jemals wieder schreiben darf ist, dass ich Privatdozentin an der Universität Heidelberg bin. Dann glauben alle ganz sicher, dass ich in Heidelberg wohne und dort eine feste Stelle an der Universität habe. Damit bin ich dann auch als "reine Wissenschaftlerin" verortet. Auch wenn die anderen beiden Sätze des Lebenslaufs etwas anderes behaupten.
Ein wenig neidisch bin ich auf die Honorarprofessoren. Deren Titel klingt viel besser, obwohl die geforderte Qualifikation geringer ist. Ein Honorarprofessor braucht keine Habilitation, der Privatdozent auf jeden Fall. Gemeinsam haben wir die Tatsache, dass wir langjährig (lebenslang!) kostenlos nebenberuflich Vorlesungen halten. Aber der Honorarprofessor-Titel klingt eben seriös, nach echtem Professor, während dem Privatdozenten irgendeine Qualifikation zu fehlen scheint. Nein, der Privatdozent gibt selbständig Lehre, genauso wie ein Professor, nur leider ohne Gehalt und ohne Anstellung. So ähnlich wie jemand, der ein Zertifikat hat für einen bestimmten Beruf, aber leider gerade keine Stelle in diesem Bereich.
Kurz und gut: Die Privatdozentur wird aus dem Lebenslauf gestrichen und zusammengefasst mit meinen bezahlten Lehraufträgen. Solange meine potenziellen Kunden glauben, ich sei reine Wissenschaftlerin und habe in Heidelberg eine Vollzeitstelle, kommen sie gar nicht auf die Idee, mich anmieten zu wollen. Stattdessen sind sie der Meinung, ich könne kostenlos für sie arbeiten, da ich ja schon aus ihren Steuern bezahlt werde. Sehr schön ist auch der großzügige Hinweis, ich könne durch kostenloses Arbeiten bei ihnen "Erfahrungen sammeln". Überhaupt komme ich immer mehr weg von kostenlosen Vorträgen, kostenlosen Schnupperkursen. Was nichts kostet, ist doch sowieso nichts wert. Die Leute sagen dann nicht mal ab, wenn sie nicht zur Schulung kommen.
Schade ist es schon, wenn man sich kleiner machen muss als man ist, nur um weniger inkompetent zu wirken! Aber Habilitation, Privatdozentur etc., das ist auf dem Markt leider sowieso nicht viel wert und wertet meine 8 Jahre Praxiserfahrung vollständig auf null ab. Selbst dann wenn man sich mit wissenschaftlichen Methoden mit der Praxis beschäftigt hat! Es zählt in der Informatik nur, wie viele Line of Code man im Leben geschrieben hat.
Hier also mein neuer Versuch einer Kurzbiographie:
Dr. Andrea Herrmann ist freie Trainerin und Beraterin für Software Engineering aus Stuttgart. Sie gibt außerdem Vorlesungen an verschiedenen Hochschulen. Sie hat 19 Jahre Berufserfahrung als Beraterin, Projektleiterin und Dozentin.
Was ich auf gar keinen Fall jemals wieder schreiben darf ist, dass ich Privatdozentin an der Universität Heidelberg bin. Dann glauben alle ganz sicher, dass ich in Heidelberg wohne und dort eine feste Stelle an der Universität habe. Damit bin ich dann auch als "reine Wissenschaftlerin" verortet. Auch wenn die anderen beiden Sätze des Lebenslaufs etwas anderes behaupten.
Ein wenig neidisch bin ich auf die Honorarprofessoren. Deren Titel klingt viel besser, obwohl die geforderte Qualifikation geringer ist. Ein Honorarprofessor braucht keine Habilitation, der Privatdozent auf jeden Fall. Gemeinsam haben wir die Tatsache, dass wir langjährig (lebenslang!) kostenlos nebenberuflich Vorlesungen halten. Aber der Honorarprofessor-Titel klingt eben seriös, nach echtem Professor, während dem Privatdozenten irgendeine Qualifikation zu fehlen scheint. Nein, der Privatdozent gibt selbständig Lehre, genauso wie ein Professor, nur leider ohne Gehalt und ohne Anstellung. So ähnlich wie jemand, der ein Zertifikat hat für einen bestimmten Beruf, aber leider gerade keine Stelle in diesem Bereich.
Kurz und gut: Die Privatdozentur wird aus dem Lebenslauf gestrichen und zusammengefasst mit meinen bezahlten Lehraufträgen. Solange meine potenziellen Kunden glauben, ich sei reine Wissenschaftlerin und habe in Heidelberg eine Vollzeitstelle, kommen sie gar nicht auf die Idee, mich anmieten zu wollen. Stattdessen sind sie der Meinung, ich könne kostenlos für sie arbeiten, da ich ja schon aus ihren Steuern bezahlt werde. Sehr schön ist auch der großzügige Hinweis, ich könne durch kostenloses Arbeiten bei ihnen "Erfahrungen sammeln". Überhaupt komme ich immer mehr weg von kostenlosen Vorträgen, kostenlosen Schnupperkursen. Was nichts kostet, ist doch sowieso nichts wert. Die Leute sagen dann nicht mal ab, wenn sie nicht zur Schulung kommen.
Schade ist es schon, wenn man sich kleiner machen muss als man ist, nur um weniger inkompetent zu wirken! Aber Habilitation, Privatdozentur etc., das ist auf dem Markt leider sowieso nicht viel wert und wertet meine 8 Jahre Praxiserfahrung vollständig auf null ab. Selbst dann wenn man sich mit wissenschaftlichen Methoden mit der Praxis beschäftigt hat! Es zählt in der Informatik nur, wie viele Line of Code man im Leben geschrieben hat.
Hier also mein neuer Versuch einer Kurzbiographie:
Dr. Andrea Herrmann ist freie Trainerin und Beraterin für Software Engineering aus Stuttgart. Sie gibt außerdem Vorlesungen an verschiedenen Hochschulen. Sie hat 19 Jahre Berufserfahrung als Beraterin, Projektleiterin und Dozentin.
AndreaHerrmann - 30. Mai, 10:01