Richard Gries: Die Weiterbildungslüge - Warum Seminare und Trainings Kapital vernichten und Karrieren knicken
Unter diesem provokanten Titel berichtet Richards Gries (Campus Verlag, 2008) eigene und fremde Erfahrungen sowie Studien, die aufzeigen, dass Fortbildungsbudgets meistens sinnlos verschwendet werden. Diese Behauptung begründet er aber auch fundiert. Dabei bezieht er sich vor allem auf Persönlichkeitstrainings, d.h. solche Schulungen, bei denen man hofft, dass sie die Persönlichkeit oder zumindest das Verhalten der Teilnehmer/innen verändern.
Der Autor kritisiert in diesem Buch folgende Missstände:
Ich persönlich habe ja das Prinzip "erst schulen, dann machen" für mich aufgegeben. Ich probiere immer alles erstmal alleine und besuche erst dann eine Schulung, wenn ich einem Experten einige ganz praktische, individuelle Fragen stellen will. Geht man als Anfänger in einen Kurs, ist oft die Stoffmenge zu hoch, den Text der Unterlagen hätte man sich auch woanders anlesen können und man hat nicht genügend Zeit, eine Methode in Ruhe auszuprobieren. Auch Lernpartnerschaften kenne ich von unserem Didaktikkurs seinerzeits und das war auch hilfreich, sich untereinander darüber auszutauschen, was denn nun wirklich in der Praxis geklappt und was eher nicht.
Der Autor kritisiert in diesem Buch folgende Missstände:
- Nicht alle Trainer sind kompetent, sondern manche einfach nur erfolgreiche Selbstdarsteller, die nicht zögern, bezüglich ihrer Kompetenz und Referenzkunden zu lügen.
- Trainerhonorare sind grundlos völlig verschieden hoch, nicht unbedingt begründet durch die Qualität der Schulung.
- Die Kursteilnehmer haben meist stabile Persönlichkeiten, die man nicht leicht ändert. Nachhaltige Charakteränderungen geschehen nur durch ein Nahtoderlebnis oder ein Trauma.
- Der Trainer kann nicht einen Therapeuten ersetzen.
- Will man in einer Schulung wirkliche Veränderungen antrainieren, dann müsste man üben bis zum Exzess, aber das will ja keiner der Teilnehmer wirklich. Das Erlernen einer Sportart dient hier als passendes Beispiel. Im Sport wird stundenlanges Üben der immer selben Bewegung akzeptiert, in der Schulungszeit nicht. Die Kursteilnehmer müssten nach dem Kurs in ihrem Alltag täglich trainieren. Das wird aber in der Alltagshektik schnell vergessen.
- Vorgesetzte beschäftigen sich zu wenig mit ihren Mitarbeiter/innen und kennen darum nicht deren Schulungsbedarf.
- Die Kollegen und das gesamte Arbeitsumfeld lassen es nicht zu, dass jemand nach dem Training sein Verhalten ändert. Mobbing kann schnell die Folge sein, wenn jemand plötzlich nicht mehr seine Rolle spielt. Hat beispielsweise jemand im Zeitmanagement-Kurs gelernt, "nein" zu sagen, ist das für die Kollegen ziemlich unpraktisch.
- Die Kosten von Schulungen lassen sich leichter messen als deren Nutzen. Auch Kursbewertungen greifen zu kurz, weil sie zwar die aktuelle subjektive Zufriedenheit der Teilnehmer/innen messen, aber nicht die tatsächliche Umsetzungdes Wissens in der Praxis. Außerdem sind Kursbewertungen oft verfälscht. Eine hohe Zufriedenheit mit den Räumlichkeiten wirkt sich auch auf die Gesamtzufriedenheit aus; je besser die Kursunterlagen, umso höher schätzen die Teilnehmer den möglichen Transfer in die Praxis ein.
- Man schult nur Mitarbeiter, die zur geplanten Veränderung fähig und bereit sind.
- Darum sollen sich die Kursteilnehmer auf die Teilnahme bewerben.
- Am Ende der Schulung nimmt sich jeder Teilnehmer konkret etwas vor. Zwei Wochen nach dem Kurs erhält er seine Vorsätze vom Trainer nochmal als Brief zugeschickt.
- Die Teilnehmer/innen bilden Lernpartnerschaften, die sich nach dem Kurs noch miteinander austauschen.
- Der Trainer betreibt Coaching on the Job, begleitet den Lernenden also während seines Alltags.
Ich persönlich habe ja das Prinzip "erst schulen, dann machen" für mich aufgegeben. Ich probiere immer alles erstmal alleine und besuche erst dann eine Schulung, wenn ich einem Experten einige ganz praktische, individuelle Fragen stellen will. Geht man als Anfänger in einen Kurs, ist oft die Stoffmenge zu hoch, den Text der Unterlagen hätte man sich auch woanders anlesen können und man hat nicht genügend Zeit, eine Methode in Ruhe auszuprobieren. Auch Lernpartnerschaften kenne ich von unserem Didaktikkurs seinerzeits und das war auch hilfreich, sich untereinander darüber auszutauschen, was denn nun wirklich in der Praxis geklappt und was eher nicht.
AndreaHerrmann - 31. Aug, 17:52