Frauen werden mit geringerer Wahrscheinlichkeit befördert als Männer. Diese Wahrscheinlichkeit ist etwas höher, wenn die Frau eine Chefin hat und geringer, wenn sie viele Kolleginnen hat. Hier ein
Artikel zur Studie.
Ich selbst führe gerade auch eine Interview-Studie durch zur Karriere speziell in der Informatik. Dabei geht es um die Wahl des Arbeitsthemas. Eine frühere Studie von mir hat gezeigt, dass Frauen innerhalb der Informatik gerade bei den nichttechnischen, "soften" Themen überproportional vorhanden sind und bei den technischen und den Management-Themen, also denen, die ein besseres Renommé haben, eben kaum vertreten sind. Nun stellte sich die interessante Frage: Warum denn eigentlich? Quantitative Studien wie die obige zeigen nur das Ergebnis an, aber nicht wie es dazu gekommen ist. Wollen die Fragen in den einfachen Themen arbeiten? Wollen sie befördert werden? Je nachdem wären nämlich zur Frauenförderung verschiedene Maßnahmen nötig. Wollen Frauen nur leichte Themen bearbeiten oder auf niedrigerer Hierarchiestufe eine ruhige Kugel schieben, dann wäre etwas emotionale Rückenstärkung nötig. Werden die Frauen aber gegen ihren Willen von technischen Themen und Karriere abgehalten, dann müsste man den Hebel woanders ansetzen!
Leider konnten meine Studentin und ich noch keine einzige Frau zu einem Interview bewegen. Je schmerzhafter das Thema umso schwieriger...
Anstoß für meine qualitative Interview-Studie waren persönliche Gespräche, in denen immer wieder klar wird, dass viele Frauen nicht freiwillig auf eine Karriere oder technische Arbeit verzichtet haben, sondern herausgedrängt wurden. Im besten Fall hat sie sich freiwillig dagegen entschieden, weil ihr die Männerspielchen zu dumm waren. So wie die Managerin, die dann Informatik-Lehrerin wurde. Ich kenne da aber auch andere Fälle, z.B. von der Ingenieurin, die jetzt nicht mehr Maschinen entwickelt, sondern im Support unzufriedene Kunden betreut - ein echter Frauenjob. Erst wenn wir das tun, was die Gesellschaft klischeeweise von uns erwartet, finden wir unseren Frieden. Mir fällt es schwer, an Naturgegebenheit zu glauben. So wie neulich, Gespräch beim Metzger.
Kundin zum Metzger: "Wie? Ihre Tochter lernt Metzger? Also Gehilfin, oder?"
Metzger: "Ha, nein, richtig Metzgermeister. Ohne den Meister kann man ja nichts werden!"
Kundin: "Ja, aber geht das denn überhaupt? Also gibt´s denn da überhaupt Frauen in dem Beruf?"
Metzger: "Aber sicher doch!"
Kunden: "Aber können die das denn, mit dem Beil und so?"
Entschuldigung, aber zu Hause in der Küche, da können wir das auch.
Ich mag keine Klischees. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich in meiner Küche nur ungerne Leichen zerteile. Aber deshalb arbeite ich ja auch mit Computern, Zahlen, Code und solchen Dingen, an denen ich mir meine Fingernägel nicht abzubrechen brauche. Tippen, Mathematik und Computer, das ist sowieso eine traditionelle Frauenarbeit. Ich weiß gar nicht, was die vielen Männer in unserer Domäne wollen! :-)
AndreaHerrmann - 29. Dez, 14:50