Rebecca Niazi-Shahabi: Ich bleib so scheiße wie ich bin - Lockerlassen und mehr vom Leben haben
"Ich bleib so scheiße wie ich bin". Sinngemäß habe ich solche provokanten Sprüche auch schon geäußert. Nämlich genau dann, wenn andere mir einreden wollten, ich sei sch...lecht und müsse mich in die Richtung verändern, die sie mir vorgeben. Ungefragte Ratschläge machen vermutlich keinem Freude.
Rebecca Niazi-Shahabi meint es doch bitterernst und nicht nur zur Selbstverteidigung. Dieses Buch ist eine Auflehnung gegen den um sich greifenden Zwang zur Selbstoptimierung. Ihre Argumente dagegen sind überzeugend:
- Unsere Macht zur Selbstgestaltung ist begrenzt.
- Selbstverbesserung hält davon ab, das Leben zu genießen. Wir sollten jedoch mit Leben beginnen, bevor wir optimal sind. Hinterher könnte es zu spät sein. Zumal wir vermutlich erst am Sankt-Nimmerleinstag perfekt werden.
- Wenn wir bisher das falsche Leben geführt haben, welches wäre dann das richtige? Wo stecken unsere verborgenen, eigentlichen Begabungen? Wir wissen es nicht und man kann sich fragen, ob wir unser verborgenes, geniales Ich überhaupt existiert oder wir es, falls es existiert, nicht schon gefunden haben sollten.
- "Fehler, die wir an uns bekämpfen bestimmen unser Leben". Ja, man konzentriert sich gerade auf das, was man selbst nicht gut kann und kreist um dieses eigentlich ungeliebte Thema.
- Wir halten natürliche Bedürfnisse für Fehler.
- Bei der ganzen Selbstverbesserung fühlt man sich nicht besser, sondern schlechter. Man wird nie die hoch gesteckten Ziele erreichen. "Der wahrhaft Unschuldige ist ein Mensch ohne gute Vorsätze."
- Sogar Freude und Selbstliebe auf Kommando machen uns schlechte Gefühle, weil wir es einfach nicht schaffen.
- "Sobald ich beschließe, mich zu ändern, gebe ich meinen Gegnern tausend Argumente in die Hand." Jawohl, Selbstkritik macht uns angreifbar.
- "Wer die Schuld bei sich sucht, rebelliert nicht gegen das System." Selbstoptimierung kann also auch - verschwörungstheoreitsch gesehen - verwendet werden, um Menschen still zu halten.
- Man bezieht egozentrisch viel zu viel auf sich. Schwierige und lieblose Menschen sind häufig. Wenn uns jemand also schlecht behandelt, müssen wir nicht die Schuld bei uns suchen oder ein Muster zu suchen, nach dem wir solche Menschen angeblich anziehen oder zum unhöflichen Verhalten ermuntern.
- Mit Zickigsein und Verteidigen unserer Interessen fahren wir viel besser als damit, "vernünftig zu sein". Während wir versuchen, einen Konflikt gewaltlos zu lösen und uns fragen, ob wir nicht zu hohe Ansprüche an den anderen stellen, wird uns die Butter vom Brot geklaut.
Das kann ich alles der Reihe nach so unterschreiben.
Haben sich damit die Themen Prozessoptimierung, Coaching etc. erledigt? Nein! ich finde, es kommt nicht nur darauf an, was man tut, sondern auch wie und warum und wozu man es tut. Man kann sowohl scheinbar gemütlich auf dem Sofa abhängen, um sich selbst damit zu schaden, als auch begeistert aufräumen und Prozesse optimieren und sich damit besser fühlen. Wichtig ist aber immer die eigene Motivation und dass man es für sich macht und nicht gegen sich. Bei den meisten Menschen, die erfolglos Diät halten, habe ich das Gefühl, sie tun es nicht, um abzunehmen und sich dann besser zu fühlen, sondern um sich erstens zu foltern und zu quälen und zweitens ihre Diät zu sabotieren, um sich selbst zu beweisen, dass sie Looser sind. Das tut beim Zusehen schon weh!
Ich bin hier ständig am Selbstoptimieren und probiere neue Strategien aus. Das befriedigt meine wissenschaftliche Neugier und vieles bringt tatsächlich etwas. Das Gefühl, selbstbestimmt zu leben, fühlt sich für mich gut an. Wenn ich abnehmen will, dann tue ich es einfach. Inzwischen habe ich herausgefunden, wie ich abnehme, ohne zu hungern. Selbstquälerei muss nicht sein, meistens geht es auch ohne.
Gleichzeitig respektiere ich auch meine Grenzen. Mag sein, dass es mir durch übermenschliche Anstrengung gelingen würde, die ganze Welt zu bluffen und so zu tun als sei ich jemand anderer. Aber wozu? Um dann Aufträge zu bekommen, die mir keine Freunde machen, und Freunde zu finden, die nicht zu mir passen? Für mich genügt es, als die zu wirken, die ich bin. Das ist wegen der Klischee-Denke der Menschen schon schwierig genug!
Interessanterweise beobachte ich immer wieder den Effekt, dass ein märchenhafter Erfolg sich nicht durch krampfhafte, systematische und zielstrebige Selbstquälerei erzwingen lässt. Natürlich kann man über Leichen gehen, einschließlich der eigenen, und das kann auch zu kurzfristigen Scheinerfolgen führen. Aber dauerhafter Erfolg stellt sich nicht dann ein, wenn man sich irgendeine Vision nimmt und dann herunterbricht, welcher Mensch man werden muss und was man tun muss, um dort hin zu kommen. Es ist viel komplizierter und viel einfacher zugleich.
Bei meinem Coaching nimmt die Ist-Analyse einen großen Raum ein. Es gibt in einem Leben bestimmte Muster. Während zerstörerische Muster manchmal eine psychotherapeutische Behandlung verlangen, gibt es auch positive Muster. Beispielsweise bei mir ist es so, dass ich gerne arbeite. Darum kommt die Arbeit gerne zu mir. Ich habe mich noch nie gelangweilt und hatte immer etwas Nützliches zu tun. Das ist eine Stärke, die sich nutzen lässt. Sobald man versteht, wo man herkommt und warum man so geworden ist, wie man ist, löst sich manches negative Muster einfach in Luft auf. Schlechte Gewohnheiten sind eher hartnäckig, aber auch dafür gibt es Lösungen.
Will man etwas an sich ändern, schafft es aber nicht, dann stellt sich die interessante Frage: Warum denn nicht? Will jemand wirklich abnehmen oder glaubt er nur, es zu müssen? Haben andere ihm eingeredet, er sei zu dick? Ist das Übergewicht vielleicht sogar nützlich? Natürlich kann es auch einfach Schicksal sein und irrelevant genug, um es zu ignorieren.
Bei der Selbstoptimierung kann man auf keinen Fall alles zugleich verbessern. Und das ist meist unnötig. Man hat es bisher ja auch schon geschafft, sein Leben zu meistern. So falsch kann das alles gar nicht sein. Das meiste kann man also so lassen. Und: Man kann exakt dieselben Methoden verwenden, um frei zu werden, oder um sich selbst zu gängeln! Deshalb plädiere ich dafür, Kontrollmethoden nur zeitweise zu verwenden, bis alte Gewohnheiten sich verabschieden und die gewollten zur Gewohnheit geworden sind. Ab da macht man die Dinge intuitiv richtig.
Rebecca Niazi-Shahabi meint es doch bitterernst und nicht nur zur Selbstverteidigung. Dieses Buch ist eine Auflehnung gegen den um sich greifenden Zwang zur Selbstoptimierung. Ihre Argumente dagegen sind überzeugend:
- Unsere Macht zur Selbstgestaltung ist begrenzt.
- Selbstverbesserung hält davon ab, das Leben zu genießen. Wir sollten jedoch mit Leben beginnen, bevor wir optimal sind. Hinterher könnte es zu spät sein. Zumal wir vermutlich erst am Sankt-Nimmerleinstag perfekt werden.
- Wenn wir bisher das falsche Leben geführt haben, welches wäre dann das richtige? Wo stecken unsere verborgenen, eigentlichen Begabungen? Wir wissen es nicht und man kann sich fragen, ob wir unser verborgenes, geniales Ich überhaupt existiert oder wir es, falls es existiert, nicht schon gefunden haben sollten.
- "Fehler, die wir an uns bekämpfen bestimmen unser Leben". Ja, man konzentriert sich gerade auf das, was man selbst nicht gut kann und kreist um dieses eigentlich ungeliebte Thema.
- Wir halten natürliche Bedürfnisse für Fehler.
- Bei der ganzen Selbstverbesserung fühlt man sich nicht besser, sondern schlechter. Man wird nie die hoch gesteckten Ziele erreichen. "Der wahrhaft Unschuldige ist ein Mensch ohne gute Vorsätze."
- Sogar Freude und Selbstliebe auf Kommando machen uns schlechte Gefühle, weil wir es einfach nicht schaffen.
- "Sobald ich beschließe, mich zu ändern, gebe ich meinen Gegnern tausend Argumente in die Hand." Jawohl, Selbstkritik macht uns angreifbar.
- "Wer die Schuld bei sich sucht, rebelliert nicht gegen das System." Selbstoptimierung kann also auch - verschwörungstheoreitsch gesehen - verwendet werden, um Menschen still zu halten.
- Man bezieht egozentrisch viel zu viel auf sich. Schwierige und lieblose Menschen sind häufig. Wenn uns jemand also schlecht behandelt, müssen wir nicht die Schuld bei uns suchen oder ein Muster zu suchen, nach dem wir solche Menschen angeblich anziehen oder zum unhöflichen Verhalten ermuntern.
- Mit Zickigsein und Verteidigen unserer Interessen fahren wir viel besser als damit, "vernünftig zu sein". Während wir versuchen, einen Konflikt gewaltlos zu lösen und uns fragen, ob wir nicht zu hohe Ansprüche an den anderen stellen, wird uns die Butter vom Brot geklaut.
Das kann ich alles der Reihe nach so unterschreiben.
Haben sich damit die Themen Prozessoptimierung, Coaching etc. erledigt? Nein! ich finde, es kommt nicht nur darauf an, was man tut, sondern auch wie und warum und wozu man es tut. Man kann sowohl scheinbar gemütlich auf dem Sofa abhängen, um sich selbst damit zu schaden, als auch begeistert aufräumen und Prozesse optimieren und sich damit besser fühlen. Wichtig ist aber immer die eigene Motivation und dass man es für sich macht und nicht gegen sich. Bei den meisten Menschen, die erfolglos Diät halten, habe ich das Gefühl, sie tun es nicht, um abzunehmen und sich dann besser zu fühlen, sondern um sich erstens zu foltern und zu quälen und zweitens ihre Diät zu sabotieren, um sich selbst zu beweisen, dass sie Looser sind. Das tut beim Zusehen schon weh!
Ich bin hier ständig am Selbstoptimieren und probiere neue Strategien aus. Das befriedigt meine wissenschaftliche Neugier und vieles bringt tatsächlich etwas. Das Gefühl, selbstbestimmt zu leben, fühlt sich für mich gut an. Wenn ich abnehmen will, dann tue ich es einfach. Inzwischen habe ich herausgefunden, wie ich abnehme, ohne zu hungern. Selbstquälerei muss nicht sein, meistens geht es auch ohne.
Gleichzeitig respektiere ich auch meine Grenzen. Mag sein, dass es mir durch übermenschliche Anstrengung gelingen würde, die ganze Welt zu bluffen und so zu tun als sei ich jemand anderer. Aber wozu? Um dann Aufträge zu bekommen, die mir keine Freunde machen, und Freunde zu finden, die nicht zu mir passen? Für mich genügt es, als die zu wirken, die ich bin. Das ist wegen der Klischee-Denke der Menschen schon schwierig genug!
Interessanterweise beobachte ich immer wieder den Effekt, dass ein märchenhafter Erfolg sich nicht durch krampfhafte, systematische und zielstrebige Selbstquälerei erzwingen lässt. Natürlich kann man über Leichen gehen, einschließlich der eigenen, und das kann auch zu kurzfristigen Scheinerfolgen führen. Aber dauerhafter Erfolg stellt sich nicht dann ein, wenn man sich irgendeine Vision nimmt und dann herunterbricht, welcher Mensch man werden muss und was man tun muss, um dort hin zu kommen. Es ist viel komplizierter und viel einfacher zugleich.
Bei meinem Coaching nimmt die Ist-Analyse einen großen Raum ein. Es gibt in einem Leben bestimmte Muster. Während zerstörerische Muster manchmal eine psychotherapeutische Behandlung verlangen, gibt es auch positive Muster. Beispielsweise bei mir ist es so, dass ich gerne arbeite. Darum kommt die Arbeit gerne zu mir. Ich habe mich noch nie gelangweilt und hatte immer etwas Nützliches zu tun. Das ist eine Stärke, die sich nutzen lässt. Sobald man versteht, wo man herkommt und warum man so geworden ist, wie man ist, löst sich manches negative Muster einfach in Luft auf. Schlechte Gewohnheiten sind eher hartnäckig, aber auch dafür gibt es Lösungen.
Will man etwas an sich ändern, schafft es aber nicht, dann stellt sich die interessante Frage: Warum denn nicht? Will jemand wirklich abnehmen oder glaubt er nur, es zu müssen? Haben andere ihm eingeredet, er sei zu dick? Ist das Übergewicht vielleicht sogar nützlich? Natürlich kann es auch einfach Schicksal sein und irrelevant genug, um es zu ignorieren.
Bei der Selbstoptimierung kann man auf keinen Fall alles zugleich verbessern. Und das ist meist unnötig. Man hat es bisher ja auch schon geschafft, sein Leben zu meistern. So falsch kann das alles gar nicht sein. Das meiste kann man also so lassen. Und: Man kann exakt dieselben Methoden verwenden, um frei zu werden, oder um sich selbst zu gängeln! Deshalb plädiere ich dafür, Kontrollmethoden nur zeitweise zu verwenden, bis alte Gewohnheiten sich verabschieden und die gewollten zur Gewohnheit geworden sind. Ab da macht man die Dinge intuitiv richtig.
AndreaHerrmann - 13. Jul, 12:18