Carol Orsborn: Wie würde Konfuzius es anstellen, eine Gehaltserhöhung zu bekommen?
Dieses Buch ist mir eher zufällig über den Weg gelaufen, aber ich freue mich, es entdeckt zu haben. Es behandelt ganz genau die Fragen, die mich in den letzten Jahren auch beschäftigt haben und kommt sogar zu denselben Schlussfolgerungen. Ich dachte schon, ich sei das einzige letzte Einhorn, das noch daran glaubt, dass man immer das moralisch Richtige tun sollte. Der Rest der Welt scheint von esoterischen Gedanken angesteckt zu sein, laut denen das Ich das Zentrum des Universums ist und der Rest des Universums (und damit alle Menschen) nur dazu da, um mir zu dienen. Ähm?? Hier steht u.a., dass unsere Gefühle *nicht* das Universum steuern. Was aus physikalischer Sicht ja auch gar keinen Sinn macht.
Dieses Buch bezieht sich auf das I Ging, das "Buch der Wandlungen", eines der ältesten Bücher der Welt. Die Ratschläge in diesem Buch passen auch sehr gut zu denen in der Bibel, was mal wieder zeigt, dass die Menschen zu allen Zeiten und überall im Grunde gleich sind.
Hier einige schöne Zitate:
S. 44: "Sobald Sie anfangen, Ihre menschlichen Grenzen zu akzeptieren, werden Sie auf der einen Seite auch nicht mehr durch die Welten des Ehrgeizes gejagt werden. Denn Ehrgeiz entwickelt sich aus dem aus Angst geborenen Wunsch, so gut zu sein, dass Sie alles, was Ihnen widerfährt, kontrollieren zu können." (Ich weiß, als Trainer sollte ich sowas nicht zitieren. Aber bei meinen Kursen geht es nicht um Perfektionismus, sondern darum, seine Arbeit verantwortungsbewusst zu erledigen, was nicht nur mehr Freude bereitet, sondern eben auch aus moralischer Sicht wichtig ist. Perfektion werden wir ohnehin nie erreichen, allein ihr nachzujagen macht krank.)
Scheinbar im Widerspruch steht dieses Zitat (S. 105): "Angst zeigt Ihnen, dass Sie zweifelsohne dabei sind, wirklich Ihre Grenzen auszudehnen, um in Ihrem Inneren neues Territorium zu erforschen. Wenn es etwas gibt, das Sie wirklich für sich selbst möchten - etwas, das Ihrer wirklich wert ist -, wie könnten Sie dann auch anders als ängstlich sein?" Hier kommt es auf die Details an. Oben geht es um eine generelle, ständig anwesende Angst, hier um die Angst bezüglich eines konkreten Projektes. Angst ist nicht immer ein Zeichen dafür, dass man auf dem falschen Weg ist. An anderer Stelle steht, dass gerade derjenige in Gefahr schwebt, der sich zu sicher fühlt. Das Leben bleibt also trotz kluger Sprüche kompliziert.
Sehr schön finde ich auch die Tipps zu der Frage: "Was tun, wenn meine Arbeit mich nicht erfüllt?" Dazu gibt es zwei Ratschläge:
Für das Berufsleben auch wichtig ist Carol Orsborns Betonung, dass Arbeit kein Krieg ist, sondern eine kreative Form von Leben. Aber auch ganz prosaisch: "Die Wirtschaft ist nichts anderes als ein Mittel, mit dem einzelne einen angemessenen Teil ihrer Zeit und ihrer Kraft der Gesellschaft zur Verfügung stellen, um dafür eine gerechte Bezahlung für ihren Lebensunterhalt zu erhalten." (S. 273) Ich möchte dieses Thema aber nicht abschließen ohne mein Lieblingszitat von Khalil Gibran:
"Wenn ihr arbeitet, erfüllt ihr einen Teil des kühnsten Traums der Erde,
der euch anvertraut wurde, als dieser Traum entstand." (Khalil Gibran: "Der Prophet")
Andrea Herrmann
Dieses Buch bezieht sich auf das I Ging, das "Buch der Wandlungen", eines der ältesten Bücher der Welt. Die Ratschläge in diesem Buch passen auch sehr gut zu denen in der Bibel, was mal wieder zeigt, dass die Menschen zu allen Zeiten und überall im Grunde gleich sind.
Hier einige schöne Zitate:
S. 44: "Sobald Sie anfangen, Ihre menschlichen Grenzen zu akzeptieren, werden Sie auf der einen Seite auch nicht mehr durch die Welten des Ehrgeizes gejagt werden. Denn Ehrgeiz entwickelt sich aus dem aus Angst geborenen Wunsch, so gut zu sein, dass Sie alles, was Ihnen widerfährt, kontrollieren zu können." (Ich weiß, als Trainer sollte ich sowas nicht zitieren. Aber bei meinen Kursen geht es nicht um Perfektionismus, sondern darum, seine Arbeit verantwortungsbewusst zu erledigen, was nicht nur mehr Freude bereitet, sondern eben auch aus moralischer Sicht wichtig ist. Perfektion werden wir ohnehin nie erreichen, allein ihr nachzujagen macht krank.)
Scheinbar im Widerspruch steht dieses Zitat (S. 105): "Angst zeigt Ihnen, dass Sie zweifelsohne dabei sind, wirklich Ihre Grenzen auszudehnen, um in Ihrem Inneren neues Territorium zu erforschen. Wenn es etwas gibt, das Sie wirklich für sich selbst möchten - etwas, das Ihrer wirklich wert ist -, wie könnten Sie dann auch anders als ängstlich sein?" Hier kommt es auf die Details an. Oben geht es um eine generelle, ständig anwesende Angst, hier um die Angst bezüglich eines konkreten Projektes. Angst ist nicht immer ein Zeichen dafür, dass man auf dem falschen Weg ist. An anderer Stelle steht, dass gerade derjenige in Gefahr schwebt, der sich zu sicher fühlt. Das Leben bleibt also trotz kluger Sprüche kompliziert.
Sehr schön finde ich auch die Tipps zu der Frage: "Was tun, wenn meine Arbeit mich nicht erfüllt?" Dazu gibt es zwei Ratschläge:
- Wenn der Rest Ihres Lebens erfüllt ist, wäre es dann nicht gleichgültig, worin Ihre Arbeit besteht? Würde es nicht genügen, seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen?
- Auch einfache Aufgaben können Erfüllung bringen, wenn Sie sie mit Liebe tun.
Für das Berufsleben auch wichtig ist Carol Orsborns Betonung, dass Arbeit kein Krieg ist, sondern eine kreative Form von Leben. Aber auch ganz prosaisch: "Die Wirtschaft ist nichts anderes als ein Mittel, mit dem einzelne einen angemessenen Teil ihrer Zeit und ihrer Kraft der Gesellschaft zur Verfügung stellen, um dafür eine gerechte Bezahlung für ihren Lebensunterhalt zu erhalten." (S. 273) Ich möchte dieses Thema aber nicht abschließen ohne mein Lieblingszitat von Khalil Gibran:
"Wenn ihr arbeitet, erfüllt ihr einen Teil des kühnsten Traums der Erde,
der euch anvertraut wurde, als dieser Traum entstand." (Khalil Gibran: "Der Prophet")
Andrea Herrmann
AndreaHerrmann - 11. Aug, 14:06
Ethik
> Ich dachte schon, ich sei das einzige letzte Einhorn, das noch daran glaubt, dass man immer das moralisch Richtige tun sollte.
Als ich dies gelesen hatte, musste ich sofort an einen Kommentar von Stephen Covey aus seinem Seven Habit-Buch denken, aus dem Vorwort (1989). Ich habe weiter unten mal den relevanten (etwas längern) Teil daraus zitiert.
Ich sehe das alles aber nicht so pessimistisch, dazu kenne ich zu viele Menschen mit einem ethischen Lebensansatz, die auch beruflich erfolgreich sind. Ich habe eher das Gefühl, dass Bücher, die den "get rich quick"-Ansatz verfolgen sich einfach besser verkaufen und daher weitaus sichtbarer sind. Leider.
Gruß, Michael
Hier das Zitat:
"As my study took me back through 200 years of writing about success, I noticed a startling pattern emerging in the content of the literature. (...) I began to feel more and more that much of the success literature of the past 50 years was superficial. It was filled with social image consciousness, techniques and quick fixes -- with social band-aids and aspirin that addressed acute problems and sometimes even appeared to solve them temporarily -- but left the underlying chronic problems untouched to fester and resurface time and again.
"In stark contrast, almost all the literature in the first 150 years or so focused on what could be called the character ethic as the foundation of success -- things like integrity, humility, fidelity, temperance, courage, justice, patience, industry, simplicity, modesty, and the Golden Rule. Benjamin Franklin's autobiography is representative of that literature. It is, basically, the story of one man's effort to integrate certain principles and habits deep within his nature."
vielen Dank für das Zitat! Ja, bei Büchern muss man sich wirklich immer fragen: "Wer schreibt die und wozu?" Und Bücher über den schnellen Erfolg ohne Verpflichtung, die verkaufen sich anscheinend gut. Wobei man sich fragen muss: Wieso? OK, gut, ich hätte gerne auch das schnelle Geld ohne zu arbeiten oder irgendwelche anderen Wunder... Letztlich haben die Leute ja Recht, die behaupten, man könne alles erreichen, was man will. Die Frage ist aber, welchen Preis man dafür zu bezahlen bereit ist. Nicht nur finanziell und zeitlich, sondern eben auch moralisch.
Manchmal denke ich, dass diese Erfolgshandbücher auch geschrieben werden von Leuten, die gerade kurzzeitig etwas Erfolg haben. Sofort schreben sie ein Buch darüber. Oder sie erfinden einen Erfolg, den sie noch nicht haben, sich aber erwünschen. Wir wissen aber nicht, wie es danach weiter ging. Ich erinnere mich vage, dass irgendein sehr berühmter Erfolgstrainer trotz astronomischer Honorare Insolvenz anmelden musste.
Andrea