Martin Wehrle: Anständig Karriere machen
Eigentlich ist das mit der Karriere ganz einfach, wenn man Martin Wehrles Tipps folgt:
Man sucht sich eine Firma, welche folgende Kriterien erfüllt:
Das Buch "Anständig Karriere machen" ist eine Sammlung von Glossen und Satire, provozierend und plakativ. Darum weckte es auch an der einen oder anderen Stelle meinen Widerspruch. "Ich kenne da Gegenbeispiele!" Eigentlich müsste zu jedem Karrieretipp dazu gesagt werden, ob er sich auf ein Irrenhaus bezieht oder auf ein vernünftiges Umfeld. Sonst ist es schwer zu verstehen, warum mal abwechselnd Chefs als Nieten hingestellt werden und dann wieder als jemand, der Interesse daran hat, dass seine Mitarbeiter gut arbeiten. Allerdings ist auch das nicht so ganz passend, denn ich habe schon in Irrenhäusern einzelne Insassen (Mitarbeiter) erlebt, die sich ihren Menschenverstand erhalten hatten. Begriffe wie "die typische Reaktion" haben mich darum irritiert, weil es wie gesagt ja immer auch untypische Reaktionen gibt. Sonst wäre Karriere ja einfach!
Die meisten Tipps sind nicht so neu, aber einige besonders gute möchte ich hier nennen:
Man sucht sich eine Firma, welche folgende Kriterien erfüllt:
- Sie ist kein Irrenhaus. (Zur Definition eines Irrenhauses siehe sein köstliches Buch "Hilfe, ich arbeite in meinem Irrenhaus")
- Sie passt zu Ihnen. Dann - und nur dann - können Sie dort so sein, wie Sie sind, und Ihre Stärken ausspielen.
Das Buch "Anständig Karriere machen" ist eine Sammlung von Glossen und Satire, provozierend und plakativ. Darum weckte es auch an der einen oder anderen Stelle meinen Widerspruch. "Ich kenne da Gegenbeispiele!" Eigentlich müsste zu jedem Karrieretipp dazu gesagt werden, ob er sich auf ein Irrenhaus bezieht oder auf ein vernünftiges Umfeld. Sonst ist es schwer zu verstehen, warum mal abwechselnd Chefs als Nieten hingestellt werden und dann wieder als jemand, der Interesse daran hat, dass seine Mitarbeiter gut arbeiten. Allerdings ist auch das nicht so ganz passend, denn ich habe schon in Irrenhäusern einzelne Insassen (Mitarbeiter) erlebt, die sich ihren Menschenverstand erhalten hatten. Begriffe wie "die typische Reaktion" haben mich darum irritiert, weil es wie gesagt ja immer auch untypische Reaktionen gibt. Sonst wäre Karriere ja einfach!
Die meisten Tipps sind nicht so neu, aber einige besonders gute möchte ich hier nennen:
- Hobbies sind eine wertvolle Quelle von Kompetenzen. Sehr gut. Manchmal sieht man seine Hobbies als Ausgleich, wo man ausnahmsweise man selbst sein kann, übersieht dann leider, dass man diese Fähigkeiten im Beruf auch ausspielen könnte.
- Man sollte sich nie mit anderen vergleichen. Mache ich schon lange nicht mehr, denn es wirkt nur destruktiv. Ich vergleiche mich nur noch mit mir selbst und versuche nur, mich selbst zu übertreffen.
- Viele Vorgesetzte sind schnell angelernte "Führungshilfsarbeiter". Sie haben das Führen nicht gründlich gelernt, und das merkt man oft. Der Forderung "Master in Menschenführung statt Wochenendseminar" schließe ich mich an
- Das Ablästern über Mailfluten. Das ist zwar en vogue, aber unangemessen und misantrop. Ich bekomme zwar 80-100 E-Mails am Tag, aber die meisten davon habe ich selbst bestellt. Wer selbst schreibt, bekommt auch Antwort. Und ich kann mich nicht erinnern, jemals unnötige E-Mails erhalten zu haben. Ich werde ganz gerne informiert über das was so läuft und habe mich bisher auch selten enthalten können, mich einzumischen, mitzudiskutieren und Aufgaben zu übernehmen. Habe mich also nie als passives cc-Opfer verstanden. ich finde Kommunikation wichtig und E-Mails als Medium praktisch. Wenn ich wirklich mehr E-Mails erhalte, als ich bearbeiten kann, dann nicht weil irgendjemand Informationsmüll versendet, sondern weil ich in zu vielen Projekten arbeite.
- Jeder Fehler ist eine Lernchance? Halte ich für übertrieben! Aus den meisten Fehlern lernt man nur das, was man die letzten zwanzig Jahre aus vorigen Fehlern auch schon gelernt hat. Zum Beispiel dass Mails nach Mitternacht besonders viele Tippfehler enthalten und Ähnliches. Es ist auch nicht jede Krise eine Chance. Manchmal führen Krisen auch zum Tode. Wenn man überlebt, kann bzw. muss man sich auf die verbliebenen Chancen konzentrieren, um wieder hoch zu kommen. Aber diese Chancen hätte man ohne Krise auch von festerem Boden aus besser nutzen können!
- Fehler machen sympathischer? Das wäre mir neu. Den Rat, absichtlich Fehler zu machen, unterstütze ich nicht. Fehler kommen ganz von allein, die braucht man nicht absichtlich zu produzieren. Fehler entstehen oft auch einfach im Auge des Betrachters. An Imperfektion besteht also nie Mangel
- Jederzeit loyale Mitarbeiter als "Hofmaler" zu bezeichnen finde ich passend. Ich habe da auch schon schleimigere Bezeichnungen gehört. Aber bei der Behauptung "Gute Chefs sehen Kritik als Hilfe, nicht als Nörgelei" möchte ich mein Veto einlegen. Es gibt Mitarbeiter, deren Kritik IST nichts anderes als Nörgelei. In ein paar konkreten Fällen nannte ich das immer "Nebelbomben werfen". Gewisse Leute, die bei der Arbeit nichts gebacken kriegten, haben immer dann, wenn es aufzufallen drohte, Nebelbomben der Kritik geworfen, so dass im allgemeinen Durcheinander ihre Fehler nicht mehr gesehen wurden. Alle waren ja damit beschäftigt, sich mit ihren Vorwürfen auseinander zu setzen.
- Die Verhöhnung von Leuten, die Überstunden machen, ist ebenfalls voll in Mode, finde ich aber unerhört. Insbesondere die Behauptung, dass Überstundenmacher weniger Arbeit leisten als diejenigen, die ohne Überstunden auskommen. Eine solche Aussage entbehrt jeglicher Grundlage, sondern ist nur eine Verunglimpfung von Leuten, die bei der Arbeit Verantwortung übernehmen. Einfach um 17:00 Uhr den Hammer fallen zu lassen, obwohl noch dringende Arbeit zu tun wäre, das kann ja wohl nicht das Ideal sein. Ich weiß, dass Überstundenmacher keine Karriere machen werden, weil die Chefs und faulen Kollegen dann dieselben Verdächtigungen äußern wie Wehrle, nämlich dass nur schlecht organisierte Menschen Überstunden leisten. Deswegen muss es aber noch lange nicht stimmen. Ich hänge hier ja auch nicht deshalb noch am Rechner, weil ich den ganzen Tag prokrastiniert hätte, sondern weil ich zusätzlich zur bezahlten Arbeit jeden Tag auch einiges Unbezahltes mache wie Fortbildung und Marketing. Von nichts kommt nämlich nichts!
AndreaHerrmann - 18. Nov, 20:33