Rezension: Lothar Seiwert: "Simplify your time - Einfach Zeit haben"

Und weil es so schön ist... Also, diese Simplify-Serie nimmt kein Ende. Sie vereinfacht die Dinge aber leider immer noch nicht. Von den vier Hauptteilen des Buchs beschäftigt sich nur einer tatsächlich mit dem Abwerfen von Unnötigem (nämlich von Zeitirrtümern), die anderen drei Teile verkomplizieren die Lage, indem sie zusätzliche Regeln erschaffen und dem Leser zusätzliche Aufgaben aufgeben:
1.) Zeit-Irrtümer
2.) TIME-Typen
3.) simplify-Time-Tools
4.) Lebensträume und -wünsche

Dieses Buch von Seiwert kommt von denen, die ich gelesen habe, am nähsten an das heran, was ich für ein Zeitmanagement-Buch halte. Die konkreten nützlichen Tipps (Best Practices) sind allerdings etwas verteilt auf die 330 Seiten Buch. Das Wesentliche und Hilfsreichste sind die fünf simplify-Tools:
  1. Prioritäten bestimmen,
  2. richtig planen,
  3. Aufgaben abgeben,
  4. Info-Stressabschalten,
  5. Ordnung schaffen.
Ich priorisiere allerdings anders: nicht nach Wichtigkeit, sondern nur nach Dringlichkeit. Ich weiß, das klingt dämlich: Aber bei mir ist alles wichtig. Wenn es auf meiner Liste steht, ist es wichtig genug, um tatsächlich erledigt zu werden. Wie viel Zeit ich dann letztlich hinein investiere, das hängt tatsächlich von der Wichtigkeit ab, wirkt sich aber nicht direkt auf die Priorisierung aus, also z.B. Bearbeitungsreihenfolge oder die Frage, ob ich es überhaupt machen werde. Indirekt durchaus: Ist es wichtig, plane ich viel Zeit dafür ein und muss auch frühzeitig beginnen, um eventuelle Risiken abzufangen. Ansonsten besteht die Kunst darin, sich für einen bestimmten Zeitraum nur so viel vorzunehmen, wie man schaffen kann. Ist es mehr, muss man eben entsprechend mehr arbeiten. Unzuverlässigkeit kommt bei mir nicht in die Tüte. Bei Seiwert und anderen Experten läuft es ja leider darauf hinaus, dass jemand seine Aufgabe in einem Team nicht erledigt, weil das gemeinsame Projekt ihm nun leider nicht wichtig war und Punkt. Das finde ich nicht schön. Zusagen muss man einhalten. Notfalls morgens um zwei. Selbst schuld, wenn man sich verplant hat. Darunter sollte nicht das Team leiden müssen. Ja, ich weiß, das klingt schon wieder dämlich. Aber wie man mit seiner Zeit umgeht, hängt eben ganz enorm von den persönlichen Werten ab! An seinen Entscheidungen erkennt man die Moral eines Menschen.

Mit ein paar Aussagen kann ich mich nicht so recht abfinden. Muss Multitasking immer schlecht sein? Allgemeingültige Aussagen sind ja oft nicht immer richtig. Momentan multitaske ich auch: Während ich hier schreibe, druckt mein Drucker Unterlagen für mich aus und ich trinke eine Tasse Tee. Das klappt sehr gut parallel.

Auch die TIME-Typen sind sehr plakativ und mir fallen zu jedem Gegenbeispiele ein. Ich bin zum Beispiel der Turbo-Typ, aber trotzdem kein verspielter Technikfreak und bin sehr ausdauernd. Im Gegenteil. Wer schnell sein will, muss Ballast abwerfen, sich auf das Wesentliche konzentrieren und darf sich nicht mit Spielzeug vertändeln. Genauso kenne ich viele chaotische Kreative, die kein bisschen einfühlsam sind. Die meisten gesunden Menschen kennen mehrere der beschriebenen Modi:
  • Turbo-Typ: Dieses Multitalent möchte immer, dass alles schnell passiert. Er braucht die Action und Abwechslung. Ausdauer ist nicht sein Ding.
  • Ideen-Typ: Der kreative Chaot ist spontan, aber auch einfühlsam und ein guter Teamplayer.
  • Manager-Typ: Der Macher, der gut delegieren und optimieren kann.
  • Exakt-Typ: Der qualitätsbewusste Detailplaner überlässt nichts dem Zufall.
Ich mag das nicht, ich mag es einfach nicht, dieses Prinzip, Menschen in Schubladen zu stopfen! Jeder kann nämlich auch anders! Wenn man ihn lässt und nicht nach fünf Minuten schon glaubt, ihn zu kennen.

So, die Tasse ist leer, der Drucker schweigt... Ich muss mal wieder...

A. Herrmann

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Zuletzt aktualisiert: 28. Okt, 08:18

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