Die SWOT-Analyse als Kreativitätstechnik für die Erfindung von innovativen Anforderungen

Manchmal muss ich für meine eigenen Produkte Anforderungen finden, und zwar innovative. Das gilt vor allem für solche, die sich bisher nicht gut verkauft haben, obwohl die Idee eigentlich prima ist. Die inkrementelle, aber kreative Verbesserung eines existierenden Produktes steht also an.

Am 23. und 24. November fand in Kaiserslautern das Treffen der Fachgruppe Requirements Engineering in der Gesellschaft für Informatik statt,
http://fg-re.gi.de/treffen/treffen-2017.html

Dessen Titel lautete "Die SWOT-Analyse als Kreativitätstechnik für die Erfindung von innovativen Anforderungen". Die SWOT-Analyse hat sich beim Experimentieren als erstaunlich nützlich erwiesen, obwohl sie nicht wirklich im engeren Sinne eine Kreativitätstechnik ist. Aber sie kombiniert verschiedene Sichten und regt dazu neue Ideen an.

Man unterscheidet vier Arten von Kreativitätstechniken:
  • Techniken der freien Assoziation wie Brainstorming oder Mindmapping.
  • Techniken der strukturierten Assoziation wie Denkstühle oder Denkhüte oder andere Techniken des Perspektivenwechsels
  • Konfrontationstechniken wie die Reizwortanalyse
  • Konfigurationstechniken wie Morphologische Matrix und die Osborn-Checkliste
Meine Erfahrungen damit waren:
  • freie Assoziation: Alleine durchgeführt, kommt man damit auf gar keine neuen Ideen, sondern nur auf die, die man schon hatte. Die optimale Gruppengröße für die
  • freie Assoziation ist eine Gruppe von zwei Personen.
  • strukturierte Assoziation: Diese findet viele Schwachstellen des Produkts, aber die einfachste Schlussfolgerung daraus wäre, ein anderes Produkt zu entwickeln.
  • Konfrontationstechniken und Konfigurationstechniken führen zu wirklich neuen Ideen.
Was sich am besten bewährt hat und ich seit Jahren nun routinemäßig für die Verbesserung von Produkten einsetze, ist die SWOT-Analyse. Damit erziele ich stets zuverlässig ganz konkrete neue Ideen. Diese Methode stammt aus dem Wissensbereich „Strategische Planung“ und dient der Ist-Analyse und Verbesserung eines Geschäftsmodells, Unternehmens, Produkts oder einer Dienstleistung.

Einerseits analysiert man die Stärken und Schwächen des aktuellen Produkts.
Andererseits die Chancen und Bedrohungen im Umfeld, z.B. auf dem Markt.
Diese trägt man dann in eine Matrix ein und stellt sich vier Fragen:
  • Stärken und Chancen: Welche Stärken passen zu welchen Chancen? Haben wir die Stärken, um die Chancen zu nutzen?
  • Stärken und Bedrohungen: Haben wir die Stärken, um Risiken zu bewältigen? Wie können welche Stärken eingesetzt werden, um bestimmte Gefahren abzuwenden?
  • Schwächen und Chancen: Welche Chancen verpassen wir wegen unseren Schwächen? Wo können aus Schwächen Chancen entstehen?
  • Schwächen und Bedrohungen: Welchen Risiken sind wir wegen unserer Schwächen ausgesetzt? Wo befinden sich unsere Schwächen und wie können wir uns vor Schaden schützen?
Nach der SWOT-Analyse gilt es, noch folgende Schritte zu durchlaufen:
  • Ideen bewerten
  • Ideen konkretisieren und weiterentwickeln
  • Aufgaben ableiten
  • Aufgaben in sinnvolle Reihenfolge bringen
  • Aufgaben in Planung / Zeitmanagement integrieren
Meine Erfahrungen mit der SWOT-Analyse sind:
Sie macht am meisten Sinn für existierendes Produkt, weil hier die Stärken und Schwächen aus der Anwendung und durch Rückmeldung von Benutzern schon bekannt sind. Diese sind eher schwierig vorherzusehen.
Die SWOT-Analyse ist allein oder in der Gruppe anwendbar, was nicht für alle Kreativitätstechniken gilt.
Die SWOT-Analyse funktioniert auch asynchron, z.B. per E-Mail.

Ich warf dann noch die Überlegung in den Raum, auch andere Methoden aus dem Innovationsmanagement für die kreative Entwicklung von Anforderungen zu verwenden, beispielsweise die Innovationsstrategie-Matrix nach Geschka oder die Szenario-Technik.

Außerdem stellte ich noch diese drei Hypothesen über Kreativität im Requirements Engineering in den Raum:
  • Ob inkrementelle oder radikale Innovation, das macht einen Unterschied bei der Wahl der richtigen Kreativitätstechnik. Im RE wird dieser Unterschied bisher nicht diskutiert.
  • Kreative Übungen im RE dürfen ruhig stark gerichtet sein, insbesondere wenn es darum geht, eine inkrementelle Verbesserung eines existierenden Produktes zu entwickeln.
  • Nützliche kreative Ideen sind oft eher inkrementell und gar nicht unbedingt radikal.

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