Ab dem 11. August startet bei iversity ein
Online-Kurs über bzw. gegen Prokrastination. Der wöchentliche Aufwand beträgt zwei Stunden. Ich habe mich eben eingeschrieben. Ich möchte dieses mir völlig fremde Phänomen verstehen lernen, damit ich meinen Kunden besser helfen kann. Gerade weil ich selbst gar nicht gerne irgendetwas aufschiebe. Das verursacht nur künstlichen Stress. Keine Ahnung, warum ich das tun sollte. Selbst wenn ich mal keine Lust auf etwas habe, weiß ich doch aus Erfahrung: Wenn ich erstmal angefangen habe, macht es meistens Spaß. Oder ich freue mich zumindest, dass ich schon 20% geschafft habe...
AndreaHerrmann - 27. Jul, 08:14
Gerade schmökere ich - auf der Suche nach Beispielmaterial für eine Schulung - durch die
Datenschutzerklärung der Postbank. Der Anfang liest sich ja noch ganz ordentlich, aber nach hinten hin sträuben sich immer mehr meine Haare. Weitergabe von Daten an Dienstleister, Cookies und Zählpixel, nun das nehme ich noch zähneknirschend hin, auch wenn ich deren Sinn gerade auf der Seite einer Bank nicht einsehe. Da müsste doch Datenschutz über alles gehen. Bei den Worten "Statistikdienstleister" und "Targeting-Dienstleister" gruselt es mich dann schon etwas. Wenn die Postbank etwas über mich wissen will, warum fragt sie nicht einfach?
Aber die Zusammenarbeit mit Facebook schlägt nun doch dem vollen Fass den Boden aus:
"Auf unseren Internetseiten werden u.a. auch Social Plugins (“Plugins”) des sozialen Netzwerkes facebook.com platziert. Das Netzwerk „Facebook“ wird von der Facebook Inc., 1601 S. California Ave, Palo Alto, CA 94304, USA betrieben. [...]
Beim Anklicken eines solchen Plugins auf einer unserer Webseiten baut Ihr Browser eine direkte Verbindung mit den Servern von Facebook auf. Die durch das Aktivieren des Plugins erhobenen Daten werden von Ihrem Browser direkt an Facebook übermittelt; wir haben daher keinen Einfluss auf den Umfang der Daten, die Facebook mit Hilfe dieses Plugins erhebt.
Unserem Kenntnisstand nach erhält Facebook durch ein Anklicken des Plugins die Information, dass Sie die entsprechende Seite unseres Internetauftritts aufgerufen haben. Sind Sie bei Facebook registriert, kann Facebook den Besuch gegebenenfalls Ihrem Facebook-Konto zuordnen.
Wenn Sie mit den Plugins interagieren, zum Beispiel den “Gefällt mir” Button betätigen oder einen Kommentar abgeben, wird die entsprechende Information von Ihrem Browser direkt an Facebook übermittelt und dort gespeichert. Alle sozialen Plugins sind Erweiterungen von Facebook und wurden so entwickelt, dass keine Ihrer Daten an die Betreiber der Webseiten, auf denen Sie angezeigt werden (hier die Postbank), weitergegeben werden.
Falls Sie kein Mitglied von Facebook sind, besteht trotzdem die Möglichkeit, dass Facebook Ihre IP-Adresse in Erfahrung bringt und speichert, wenn Sie den Plugin anklicken.
Zweck und Umfang der Datenerhebung und die weitere Verarbeitung und Nutzung der Daten durch Facebook sowie Ihre diesbezüglichen Rechte und Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz Ihrer Privatssphäre entnehmen Sie bitte den Datenschutzhinweisen auf den Internetseiten von Facebook selbst.
Wenn Sie Facebook-Mitglied sind und nicht möchten, dass Facebook über unseren Internetauftritt Daten über Sie sammelt und mit Ihren bei Facebook gespeicherten Daten verknüpft, müssen Sie sich vor Ihrem Besuch unseres Internetauftritts bei Facebook ausloggen. Ebenfalls ist es möglich, Facebook-Social-Plugins mit Add-ons für Ihren Browser zu blocken."
Ja, ich weiß, Facebook sammelt auch dann Daten über mich, wenn ich gar nicht Mitglied bin. Aber warum unterstützt die Postbank sie noch dabei? Ganz im Ernst: Warum tun die das? Nur damit die Frau Postbank in Facebook besonders viele "likes" bekommt?
Oh, Big Brother is watching us. Selbstverteidigung ist schwierig in Zeiten der Totalüberwachung. Deshalb rate ich in meinen Kursen dazu, Datenschutzerklärungen aufmerksam zu lesen. Manchmal verzichtet man dann lieber auf einen Account.
AndreaHerrmann - 25. Jul, 17:40
Ich arbeite ja schon länger beim IREB in dem Arbeitskreis mit, der den Lehrplan für die Zertifizierungsprüfung Advanced Level Requirements Management erstellt. Nun ist diese Unterstützung offiziell auf der
Supporter-Webseite des IREB.
Andrea Herrmann
AndreaHerrmann - 25. Jul, 11:16
Ablagesysteme entwickeln sich "aus historischen Gründen". Manchmal gestalten ganz zufällige Faktoren die Struktur unserer Ablage. Beispielsweise kurz nachdem ich einen neuen Mailaccount angelegt hatte, gab es ein Update des Mailclients. Zunächst hatte ich Schwierigkeiten damit, neue Ordner anzulegen. Ob es an mir oder an der Technik lag, ist mir bis heute unklar. Inzwischen kann es wieder. Damals aber warf ich dann einfach Unzusammengehörendes in die wenigen aktuell existierenden Ordner.
Noch schlimmer sieht es auf meinem Computer aus. Ich hatte festgestellt, dass ich bei der Suche in meinen Archiven inzwischen Schwierigkeiten mit dem Finden von Kursen, Vorträgen und Artikeln hatte, die länger her sind. Ein paar Jahre lang weiß ich noch genau, auf welcher Tagung in welchem Jahr ich welchen Vortrag über welches Thema gehalten habe. Ab Abständen von 5 Jahren und mehr verschwimmt die Erinnerung. Darum beschloss ich, alle Dateien umzusortieren und meine Ablage nach Themen zu sortieren. Dann habe ich z.B. alles zum Thema Zeitmanagement schön beieinander. Kaum hatte ich aufwändig diese Umsortierung durchgeführt, gab mein Laptop auf einer Reise den Geist auf. Also kam die Datensicherung auf einen neuen Laptop. Aber dann stellte ich fest, dass auf dem neuen Rechner die Suche nach Dateien nicht funktioniert. Sie ist vorhanden und ich habe schon mehrere vergebliche Versuche gemacht, sie einzurichten, aber wenn ich einen existierenden Dateinamen in das Suchfeld eingebe und die Suche starte, erhalte ich immer dasselbe Ergebnis, nämlich die falsche Behauptung, diese Datei existiere nicht. Das war natürlich EXAKT der falsche Zeitpunkt für so etwas. Plötzlich fand ich überhaupt nichts mehr.
Ein halbes Jahr später ist mir klar, dass die Sortierung nach Thema sehr gut für das Archiv funktioniert. So fallen mir bei der Suche nach früherem Material sogar Vorträge in die Hände, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie mal gehalten habe. Was für ein Schatz!
Für die aktuell zu bearbeitenden Dateien macht diese Struktur weniger Sinn. Beispielsweise stolpere ich darüber, wenn ich bei derselben Hochschule mehrere Kurse gebe und mich frage, wo ich das zugehörige organisatorische Material nun ablege - bei Requirements Engineering oder Zeitmanagement? Oder bei interdisziplinären Arbeiten, die ich dann eben doch wieder im falschen Ordner suche.
Aufgrund meiner positiven Erfahrungen mit Feng Shui weiß ich, dass Form und Struktur großen Einfluss haben. Minimale Effizienzgewinne durch die richtige Sortierung von Unterlagen verblassen bedeutungsmäßig gegenüber dem Gefühl von Flow und Harmonie, die dadurch entstehen. Meine Bücherwand fühlt sich faszinierend "richtig" an, seitdem sie nicht nur nach Themen, sondern auch chronologisch sortiert ist: Die Gegenwart griffbereit auf mittlerer Höhe, die Vergangenheit [Archiv] unten und die Zukunft [leere Briefumschläge und Mappen] oben). Und seitdem hier private Literatur und Fachbücher einträchtig nebeneinander stehen. Es fühlt sich an als sei eine unnatürliche Spaltung aufgehoben.
Eine ähnliche Harmonie suche ich darum auch für meine elektronische Ablage. Darum erstellte ich eine Liste von Ordnern, wie ich sie mir vorstelle. Diese Struktur soll durchgängig überall gelten: In allen E-Mail-Konten, Dateiablagen, Buchhaltung und Zeitmanagement. Es kann doch nicht sinnvoll sein, wenn ich einen Fachartikel schreibe, diesen im Mail-Ordner "Kontakte" abzulegen, im Dateiordner "Projektmanagement", die Einnahme läuft unter "Schreibhonorare" und im Zeitmanagement verbuche ich die Tätigkeit unter "Marketing". Das hat historisch gesehen alles seine Gründe. Das ist aber kein Grund, es so zu belassen. Historische Gründe sind eigentlich immer nur Erklärungen, bestenfalls Ausreden, aber keine gültigen Begründungen.
Die Dateien umzusortieren, das wird noch etwas dauern, aber in Buchhaltung, Zeitmanagement und Mail-Ordnern ist die neue Struktur schon umgesetzt. Dabei wurde schon klar, dass eine völlige Übereinstimmung nicht unbedingt eintreten wird, weil ich z.B. nicht in jedem Mail-Konto einen Ordner "Belletristik" brauche. Und auch in der Buchhaltung kann ich getrost darauf verzichten, weil ich die Centbeträge, die ich mit Belletristik verdiene, weder für mich noch fürs Finanzamt separat aufführen muss. In manchen Medien habe ich also Ordner weggelassen oder mangels Masse mehrere zusammengefasst. Was nichts daran ändert, dass die einheitliche Struktur hier trotzdem gilt. Und schon spüre ich eine gewisse Entspannung. Ich muss nicht mehr überlegen, welches Projekt in welchem Ablagesystem zu welcher Kategorie gehört. Für jedes Projekt ist klar, welcher Kategorie es zugehört, und damit auch, warum und wozu ich es tue. Es fasziniert mich immer wieder, wie solche formalen Details das Gefühl "Etwas ist nicht in Ordnung" verringern können. Auch wenn einem bisher das sachte Gefühl einer Spaltung oder Unklarheit nicht bewusst war. Es wird erst dann greifbar, nachdem die Ursache beseitigt ist. Das motiviert mich, auch die Umsortierung der Dateien in Angriff zu nehmen.
In diesem Sinne: Aufräumen lohnt sich!
AndreaHerrmann - 24. Jul, 11:03
Heute war ich also auf dem
Fachkongress "Lebenslanges Lernen" hier in Stuttgart. Von den vier parallel stattfindenden Sitzungen konnte ich natürlich immer nur eine besuchen. Aber das habe ich für mich mitgenommen:
- Auch wenn ich beweifle, dass es in der Informatik einen Fachkräftemangel tatsächlich gibt, ist er im Handwerk bestimmt vorhanden. Das merkt man, wenn man versucht, bei einem Notfall einen Handwerker herzubekommen. Im Januar war ich mehrere Tage in der Küche ohne Wasser. Unser Ministerium tut was dagegen. Nicht wegen meinem Wasserhahn, aber gegen den Fachkräftemangel. Das
Projekt "Quali-Lift" berät KMUs, wie ihre Mitarbeiter wie in einem Lift etagenweise durch Fortbildung aufsteigen können.
- Das
Weiterbildungsportal des Landes Baden-Württemberg bietet außer ganz allgemeinen Informationen auch eine Datenbank für Kursanbieter und Referenten. Sie befindet sich noch im Aufbau, aber Eintragen schadet nichts!
- Das Kolping-Bildungswerk eröffnet ein
Internationales Studienzentrum Stuttgart zusammen mit der Berliner Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur (HWTK), das dieses Wintersemester startet. Hier wird Selbstlernen mit virtuellen Lerngruppen und Online-Tutorien kombiniert, so dass die Studierenden dieselbe Intensität an Betreuung genießen wie bei einem Präsenzstudium, nur eben von ihrem Schreibtisch aus. Zunächst gibt es nur die Studienfächer Betriebswirtschaft und Physiotherapie.
- Die Stadtbibliothek Ludwigsburg bietet für ihre Kunden auch
kostenlose E-Learning-Kurse für das Sprachlernen und EDV-Themen an. Sofort rief das Publikum nach mehr. Warum hat unsere Bücherei das nicht? Weil es sich um ein innovatives Projekt handelt. Aber das kommt alles noch...
AndreaHerrmann - 18. Jul, 19:19
"Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung."
Albert Einstein
AndreaHerrmann - 15. Jul, 11:20
"Ich bleib so scheiße wie ich bin". Sinngemäß habe ich solche provokanten Sprüche auch schon geäußert. Nämlich genau dann, wenn andere mir einreden wollten, ich sei sch...lecht und müsse mich in die Richtung verändern, die sie mir vorgeben. Ungefragte Ratschläge machen vermutlich keinem Freude.
Rebecca Niazi-Shahabi meint es doch bitterernst und nicht nur zur Selbstverteidigung. Dieses Buch ist eine Auflehnung gegen den um sich greifenden Zwang zur Selbstoptimierung. Ihre Argumente dagegen sind überzeugend:
- Unsere Macht zur Selbstgestaltung ist begrenzt.
- Selbstverbesserung hält davon ab, das Leben zu genießen. Wir sollten jedoch mit Leben beginnen, bevor wir optimal sind. Hinterher könnte es zu spät sein. Zumal wir vermutlich erst am Sankt-Nimmerleinstag perfekt werden.
- Wenn wir bisher das falsche Leben geführt haben, welches wäre dann das richtige? Wo stecken unsere verborgenen, eigentlichen Begabungen? Wir wissen es nicht und man kann sich fragen, ob wir unser verborgenes, geniales Ich überhaupt existiert oder wir es, falls es existiert, nicht schon gefunden haben sollten.
- "Fehler, die wir an uns bekämpfen bestimmen unser Leben". Ja, man konzentriert sich gerade auf das, was man selbst nicht gut kann und kreist um dieses eigentlich ungeliebte Thema.
- Wir halten natürliche Bedürfnisse für Fehler.
- Bei der ganzen Selbstverbesserung fühlt man sich nicht besser, sondern schlechter. Man wird nie die hoch gesteckten Ziele erreichen. "Der wahrhaft Unschuldige ist ein Mensch ohne gute Vorsätze."
- Sogar Freude und Selbstliebe auf Kommando machen uns schlechte Gefühle, weil wir es einfach nicht schaffen.
- "Sobald ich beschließe, mich zu ändern, gebe ich meinen Gegnern tausend Argumente in die Hand." Jawohl, Selbstkritik macht uns angreifbar.
- "Wer die Schuld bei sich sucht, rebelliert nicht gegen das System." Selbstoptimierung kann also auch - verschwörungstheoreitsch gesehen - verwendet werden, um Menschen still zu halten.
- Man bezieht egozentrisch viel zu viel auf sich. Schwierige und lieblose Menschen sind häufig. Wenn uns jemand also schlecht behandelt, müssen wir nicht die Schuld bei uns suchen oder ein Muster zu suchen, nach dem wir solche Menschen angeblich anziehen oder zum unhöflichen Verhalten ermuntern.
- Mit Zickigsein und Verteidigen unserer Interessen fahren wir viel besser als damit, "vernünftig zu sein". Während wir versuchen, einen Konflikt gewaltlos zu lösen und uns fragen, ob wir nicht zu hohe Ansprüche an den anderen stellen, wird uns die Butter vom Brot geklaut.
Das kann ich alles der Reihe nach so unterschreiben.
Haben sich damit die Themen Prozessoptimierung, Coaching etc. erledigt? Nein! ich finde, es kommt nicht nur darauf an, was man tut, sondern auch wie und warum und wozu man es tut. Man kann sowohl scheinbar gemütlich auf dem Sofa abhängen, um sich selbst damit zu schaden, als auch begeistert aufräumen und Prozesse optimieren und sich damit besser fühlen. Wichtig ist aber immer die eigene Motivation und dass man es für sich macht und nicht gegen sich. Bei den meisten Menschen, die erfolglos Diät halten, habe ich das Gefühl, sie tun es nicht, um abzunehmen und sich dann besser zu fühlen, sondern um sich erstens zu foltern und zu quälen und zweitens ihre Diät zu sabotieren, um sich selbst zu beweisen, dass sie Looser sind. Das tut beim Zusehen schon weh!
Ich bin hier ständig am Selbstoptimieren und probiere neue Strategien aus. Das befriedigt meine wissenschaftliche Neugier und vieles bringt tatsächlich etwas. Das Gefühl, selbstbestimmt zu leben, fühlt sich für mich gut an. Wenn ich abnehmen will, dann tue ich es einfach. Inzwischen habe ich herausgefunden, wie ich abnehme, ohne zu hungern. Selbstquälerei muss nicht sein, meistens geht es auch ohne.
Gleichzeitig respektiere ich auch meine Grenzen. Mag sein, dass es mir durch übermenschliche Anstrengung gelingen würde, die ganze Welt zu bluffen und so zu tun als sei ich jemand anderer. Aber wozu? Um dann Aufträge zu bekommen, die mir keine Freunde machen, und Freunde zu finden, die nicht zu mir passen? Für mich genügt es, als die zu wirken, die ich bin. Das ist wegen der Klischee-Denke der Menschen schon schwierig genug!
Interessanterweise beobachte ich immer wieder den Effekt, dass ein märchenhafter Erfolg sich nicht durch krampfhafte, systematische und zielstrebige Selbstquälerei erzwingen lässt. Natürlich kann man über Leichen gehen, einschließlich der eigenen, und das kann auch zu kurzfristigen Scheinerfolgen führen. Aber dauerhafter Erfolg stellt sich nicht dann ein, wenn man sich irgendeine Vision nimmt und dann herunterbricht, welcher Mensch man werden muss und was man tun muss, um dort hin zu kommen. Es ist viel komplizierter und viel einfacher zugleich.
Bei meinem Coaching nimmt die Ist-Analyse einen großen Raum ein. Es gibt in einem Leben bestimmte Muster. Während zerstörerische Muster manchmal eine psychotherapeutische Behandlung verlangen, gibt es auch positive Muster. Beispielsweise bei mir ist es so, dass ich gerne arbeite. Darum kommt die Arbeit gerne zu mir. Ich habe mich noch nie gelangweilt und hatte immer etwas Nützliches zu tun. Das ist eine Stärke, die sich nutzen lässt. Sobald man versteht, wo man herkommt und warum man so geworden ist, wie man ist, löst sich manches negative Muster einfach in Luft auf. Schlechte Gewohnheiten sind eher hartnäckig, aber auch dafür gibt es Lösungen.
Will man etwas an sich ändern, schafft es aber nicht, dann stellt sich die interessante Frage: Warum denn nicht? Will jemand wirklich abnehmen oder glaubt er nur, es zu müssen? Haben andere ihm eingeredet, er sei zu dick? Ist das Übergewicht vielleicht sogar nützlich? Natürlich kann es auch einfach Schicksal sein und irrelevant genug, um es zu ignorieren.
Bei der Selbstoptimierung kann man auf keinen Fall alles zugleich verbessern. Und das ist meist unnötig. Man hat es bisher ja auch schon geschafft, sein Leben zu meistern. So falsch kann das alles gar nicht sein. Das meiste kann man also so lassen. Und: Man kann exakt dieselben Methoden verwenden, um frei zu werden, oder um sich selbst zu gängeln! Deshalb plädiere ich dafür, Kontrollmethoden nur zeitweise zu verwenden, bis alte Gewohnheiten sich verabschieden und die gewollten zur Gewohnheit geworden sind. Ab da macht man die Dinge intuitiv richtig.
AndreaHerrmann - 13. Jul, 12:18
In Präsentationskursen lernt man eine Menge nützlicher Tipps: Mit vor der Brust verschränkten Armen signalisieren wir Ablehnung, mit den Händen in den Hosentaschen Unsicherheit und nur sichtbare Handflächen signalisieren Offenheit und Vertrauenswürdigkeit.
Daraus ziehen wir bisher die Schlussfolgerung, dass jeder Vortragende diese Regeln verinnerlichen und bei seiner Schauspielerei berücksichtigen muss. Warum? Weil die Zuhörer dumm und manipulierbar sind, während der Vortragende geschult ist.
Nun ist aber diese Situation schon lange nicht mehr gegeben. Die meisten unserer Zuhörer sind geschult und kennen die Regeln. Trotzdem stellt niemand in Frage, dass der Vortragende vor allem auf seine Vortragsweise zu achten habe und der Inhalt irrelevant sei, weil die Zuhörer diesen sowieso nicht wahrnehmen. Ist ja schließlich wissenschaftlich bewiesen. Oder eben durch Präsentationskurse verursacht.
Ich bin der Meinung, es sei an der Zeit, um die Verhältnisse umzukippen. Ich jedenfalls verwende mein Wissen über die unbewusste Wirkung bestimmter Signale, um sie zu ignorieren. Um zu verhindern, dass ich mich durch die Form vom Inhalt ablenken lasse. Kommt der Vortragende mit hängenden Schultern auf die Bühne geschlurft, dann nehme ich bewusst wahr, welche Wirkung dies auslöst und beschließe, mir trotzdem noch kein Urteil zu bilden. Denn ich will mich auf die Inhalte seines Vortrags konzentrieren und mir darüber ein Urteil bilden. Die Persönlichkeit und momentane Stimmung des Boten spielen keine Rolle. Schon oft haben Narren weise gesprochen und charismatische Persönlichkeiten katastrophale Lügen überzeugend verbreitet.
Schließlich sitze ich ja nicht in seinem Vortrag, um den Redner zu bewerten, sondern von ihm inhaltlich zu lernen und Denkanstöße zu erhalten. Daduch, dass ich etwas gelernt habe über Wahrnehmungsverzerrungen, weiß ich meine eigene Wahrnehmung zu schärfen und bewusst auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Was aber tun die anderen geschulten Zuhörer? Genau das, was sie im Kurs trainiert haben: Sie haben gelernt, mehr auf die Form als den Inhalt zu achten, und strenge Kriterien an den auf der Bühne anzulegen. Hält sich einer nicht an alle ihnen bekannte Regeln, so ist der Redner nicht ernst zu nehmen, da kein professioneller Speaker.
Die meisten geschulten Zuhörer verhalten sich im Vortrag so als seien sie dafür herbestellt, den Vortragenden zu bewerten. Nachdem sie drei Tage lang im Kurs andere Vortragende zerlegt haben anhand Kriterien wie "Hat er die Hände in den Taschen?" ist diese Denke so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie nicht mehr anders können. Man hat gelernt, bei Vortragenden auf Fehler zu lauern, um sie ihm hinterher zu seiner eigenen Weiterentwicklung um die Ohren zu hauen. Dieses anerlernte Verhalten wird außerhalb des Kurses fortgesetzt.
Liegt es an den Trainern oder den Kursteilnehmern? An beiden, denke ich. Der Kursteilnehmer will lernen zu manipulieren und weniger, Manipulationen aufzudecken. Darum interpretiert und nutzt er das Gelernte nur in diese eine Richtung, nicht in die andere. Denn genau genommen schult ein Kurs beides zugleich, auch wenn das Kritisieren intensiver geübt wird. Aber vielleicht zielt diese Manipulation des Kursteilnehmers durch den Trainer darauf ab, strenge Kriterien erbarmungslos in die Welt zu tragen, um jeden Redner zu wiederholten Präsentationskursen und Präsentationscoachings zu zwingen. Ein sich selbst erhaltendes System. Wer nicht die Sprache spricht, wird nicht verstanden, wer nicht die Zertifikate hat, gehört nicht dazu.
Ohne Perfektion braucht man ja heutzutage nicht mehr anzutreten, da hört einem keiner zu. Erst nachdem Hände, Füße, Stimme, Blick etc. perfekt sind, kann sich das Publikum entspannt dem Inhalt widmen. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, verursachen die formalen Regelbrüche bei ihnen - dank Training - solche Schmerzen, dass Inhalt nicht wahrgenommen werden kann. Man will ja auch keinen ernst nehmen, der nicht mal die Kriterien des Kurses "Regeln für Anfänger" einhält. "Sie hatten einen Tippfehler auf Folie 27 unten. Solch einen Schlamper wie Sie KANN man ja nicht ernst nehmen!"
Ich bin für mehr Lockerheit auf und vor der Bühne. Für die Konzentration auf das Wesentliche!
Die meisten Vorträge werden gehalten und besucht zum Zwecke der Wissensübermittlung. Und dabei sollte es doch egal sein, ob der Vortragende die Hände in den Hosentaschen hat oder sie gebend offen auf Hüfthöhe hält. Schön, wir wissen das jetzt alle, dass hinter dem Rücken verschränkte Arme dämlich wirken. Aber das ist kein Grund, den Vortragenden für dämlich zu halten, sondern im Gegenteil seine peinliche Haltung höflich zu ignorieren und seinen Worten zu lauschen.
AndreaHerrmann - 5. Jul, 16:07
Im Internet habe ich ein kleines Wörterbuch gefunden, das Manager-Denglisch ins Schwäbische übersetzt, also in Klartext.
Usability heißt hier "wenns jeder glei verstoht". Genau.
Weitere Aufklärung hier.
AndreaHerrmann - 20. Jun, 17:34